Gründung
Zu Beginn des Jahres 1969 befasste sich auf Initiative des damaligen Kulturamtsleiters, Karlheinz Bauer, die städtische Ebene in Form des Kuratoriums der Volkshochschule und des Kulturausschusses mit der Einrichtung einer JMS, zumal auch von Landesseite entsprechende Äußerungen und Empfehlungen vorlagen. Wie es hinsichtlich der Möglichkeiten, Musik zu erlernen aussah, beleuchtete der Kulturamtsleiter damals so:
„Auf dem Gebiet der Volksmusik arbeitet Erich Läßle mit 200 Schülern, für Blockflöte sind 3 Lehrer vorhanden, für das Erlernen von Streichinstrumenten gibt es so gut wie keine Gelegenheit. Holz- und Blechblasinstrumente können für nicht-klassische Literatur bei der Stadtkapelle erlernt werden, allein Klavierlehrer sind ausreichend vorhanden.“
Der Unterricht begann nach einer Probephase zum September 1969 mit dem Betrieb, nachdem der Gemeinderat offiziell am 21. Juni 1969 der Einrichtung einer JMS zugestimmt hat.
Im zweiten Jahre ihres Bestehens besuchten dann schon 500 Schülerinnen und Schüler in 60 Gruppen die vom engagierten Kulturamtsleiter Bauer betreute Jugendmusikschule. Ein Chronist der damaligen Zeit meinte treffend: „Die Musik hat in Geislingen offenbar eine große Zukunft.“
Die siebziger Jahre
Rückblickend brachte dieses Dezennium einen Zuwachs für die neue Einrichtung in nicht erwartetem Ausmaß. Aus dem ursprünglichen Elementarunterricht heraus kamen immer mehr Schüler zu den Einzelinstrumenten. 1971 waren es schon 622 Schüler auf 11 Instrumenten.
Eine Geislinger Jugendkapelle (Leitung Karl Kindlein) wurde 1971 gebildet wie ein Jahr später ein klassisch geprägtes Jugendorchester (Leitung Heinrich Graf). Letzteres probte in der Alten Gewerbeschule in der Karlstraße.
Heinrich Graf als 1. Geiger am Ulmer Theater ist heute noch Lehrkraft (für Violine) an der Musikschule, nachdem er 7 Jahre auch als musikalischer Leiter (1973 -1980) fungierte und 1979 zum 10jährigen Jubiläum eine Schallplatte initiierte.
Eine Zahl, die das enorme Wachstum der Schule unterstreicht, stammt vom Herbst 1973:
1.000 Schüler werden von 20 Lehrkräften in 300 wöchentlichen Unterrichtsstunden und 15 Instrumenten unterrichtet, voran die Melodika mit 368 Bläsern, gefolgt vom Klavier mit 171 jungen Tastenkünstlern.
Die Jugendmusikschule der siebziger Jahre beschränkte sich nicht nur aufs Unterrichten. Je mehr sie als Einrichtung stabiler wurde, um so mehr trat sie in verschiedener Form an die Öffentlichkeit mit Abschlusskonzerten der einzelnen Instrumentalklassen, Vorspielabenden und kleineren Konzerten.
Ausdehnung
Im Landkreis Göppingen gab es 1979 vier Jugendmusikschulen:
Geislingen, Göppingen, Eislingen und Ebersbach.
Bei gemeinsamen Überlegungen kamen die vier Schulen zum Ergebnis, dass es sinnvoll und zweckmäßig sei, die Teile des Landkreises, die bisher noch von keiner Jugendmusikschule erfasst wurden, an eine der bestehenden anzuschließen.
Als Einzugsbereich wurde das Obere Filstal bis Wiesensteig, Kuchen und Böhmenkirch der Stadt Geislingen zugeordnet.
Öffentlich-rechtliche Vereinbarungen schloss die Stadt danach mit folgenden Gemeinden ab: Kuchen, Gingen, Bad Überkingen, Deggingen, Bad Ditzenbach, Mühlhausen, Drackenstein, Hohenstadt, Gruibingen, Böhmenkirch und der Stadt Wiesensteig. Aus dem Alb-Donau-Kreis kamen noch Amstetten und Lonsee hinzu.
Erweiterung und Professionalisierung des Angebots seit den 80er Jahren
Seit den 80er Jahren verbessert und erweitert die Musikschule ihr Angebot beständig. Zunächst unter Musikschulleiter Georg Weiß, ab 1993 unter der Leitung von Dr. Hans Krauss. Seit Dezember 2003 führt Stefan Wich die leitenden Geschäfte der Musikschule.
Der Streicher- Bereich verfügt mittlerweile über drei aufeinander aufbauende Orchester. Für Schüler an Blasinstrumenten gibt es neben den zahlreichen Musikvereinen der Umgebung auch die Möglichkeit, in verschiedenen Gruppierungen der Musikschule klassische Literatur zu erarbeiten. Der Fachbereich „Jazz- Rock- Pop“ wurde in den 90er Jahren gegründet und stellt seither ebenfalls Ensembles, die das kulturelle Leben der Region bereichern.
Die vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten mit allgemein bildenden Schule, Musikvereinen und Partnern in Europa runden das Bild der Musikschule als staatlich anerkannter Bildungseinrichtung ab.
Gründungsgeschichte von Paul Thierer